Hellow~
wer mir bei Twitter folgt und/oder mit mir bei Facebook befreundet ist weiß, dass ich im Rahmen einer Ernährungsumstellung, um Gewicht zu verlieren, nun japanisch koche bzw. esse. Ich habe mir lange Gedanken darum gemacht, ob dieser Versuch überhaupt sinnvoll ist. Immerhin muss man die Lebensmittel bestellen, wenn man keinen Asialaden in der Nähe hat und durch den Import, sind diese auch nicht immer ganz preiswert. Außerdem stellt sich auch die Frage nach dem Effekt auf unseren europäischen Stoffwechsel. Wir sind halt doch anderes Essen gewohnt.
Trotzdem wollte ich etwas anderes ausprobieren. Die üblichen Versuche, in der westlichen Welt, abzunehmen stoßen bei mir immer mehr auf Missfallen. WW ist teuer und mittlerweile zu kompliziert geworden. Die anderen Methoden sind mir irgendwie zu flexibel und leicht zu umgehen. Man wird schneller schwach, wenn man beim Einkaufen z.B. leckere Kuchen oder ähnliches sieht.
Anders ist es beim japanischen Essen. Da ich mich komplett darauf einstelle, habe ich kein großes Verlangen nach Kuchen und ähnlichem. Nicht, dass sie in Japan keinen Kuchen essen würden aber für mich fällt das erst mal aus. Ich möchte mich erst mal komplett umstellen, wobei mir das bisher ganz gut gelingt. Ich freue mich jeden Abend auf ein neues Gericht.
Allerdings haben mein Partner und ich uns darauf geeinigt, dass der Samstag eine Japan-freie-Zone bleibt. An diesem Tag gibt es, nach dem Einkaufen, Frühstück und abends etwas aus unserer gewohnten Küche. So senken wir auch das Risiko zu schnell aufzugeben.
Nun aber genug des Vorgeplänkels.
Am Mittwoch kam endlich meine Bestellung an. Später als erwartet, aber noch im zeitlichen Rahmen. Wie bei Facebook zu sehen, habe ich eine Menge an Basics gekauft. Hier ein Bild mit Nummerierungen + Erklärungen
1. Nishiki mittelkörniger (Klebe)Reis - 10kg - Kommt zwar aus den USA, wird dort aber traditionell japanisch hergestellt (unter der Führung eines Japaners soweit ich weiß). Wenn man keinen Reis 'Made in Japan' bekommt, kann ich diesen empfehlen.
2. Mirin - süßer Kochwein
3. Udon - Weizennudeln (hier die koreanische Variante aber ich sehe keinen Unterschied zu den japanischen, außer dem Preis xD)
4. Golden Curry mild - Currysoße im Block - in der Packung sind 2 enthalten
5. Dashi no moto - Fischbrühe - ist in der Verwendung ähnlich einer Gemüsebrühe etc.
6. Aka Miso - dunkle Sojabohnenpaste - 'Aka' Misopaste ist, wie ich gelesen habe, die Sorte die am universellsten einsetzbar ist. Es gibt echt viele Sorten!
7. Nori - getrocknete & geröstete Algenblätter
8. Sake - wird bei uns als Reiswein übersetzt und auch zum Kochen verwandt
9. Gyoza no Kawa - tiefgefrorene Teigfladen für gefüllte Teigtaschen
10. Daifuku Mochi - (gefüllte) Reiskuchen - Ich habe 2 als Geschenk mitgeschickt bekommen. Eines ist mit Anko (süße rote Bohnenpaste) gefüllt.
Gestern habe ich noch weitere Basics bestellt, die ich noch vorstellen werde, sobald sie eintreffen.
Eigentlich würde ich mit dem ersten Gericht starten, Gyoza, aber da ich dazu keine Bilder habe und das Rezept generell echt Überarbeitung nötig hat, werde ich sie euch beim nächsten Mal vorstellen, wenn sie fotogener aussehen. xD
Beginnen wir also mit dem zweiten Gericht, dass ich uns gemacht habe.
Oyako-Don. Oyako bedeutet "Eltern und Kind(er)". Don ist der Zusatz, der eine Schale mit Reis bezeichnet. In diesem Fall steht Oyako für 'Huhn und Ei' - mehr oder weniger eine Metapher für 'Eltern und Kind'.
So sieht das Ganze fertig aus
Also es hat wirklich sehr sehr lecker geschmeckt. Okay, davon kann sich keiner was kaufen haha. Kommen wir zum Inhalt.
Als Grundlage dient natürlich immer Reis. Ist klar. Dieser wird übrigens NICHT gesalzen. Der japanische Reis hat einen sehr leckeren Eigengeschmack und wird höchstens durch die Soße des Gerichtes aufgewertet, ansonsten wird er pur gegessen.
Die Soße wird aus Dashi, Sojasoße, Sake und etwas Zucker gezaubert. Das Ganze riecht zunächst echt streng nach Fisch und Sake. Sake hat, ganz nebenbei, 15 % Alkoholgehalt. Keine Sorge, der Alkohol verkocht komplett. Ich war zumindest, trotz der Temperaturen, nach dem Essen nicht betrunken. Es kommen auch nur 2 1/2 EL hinein. Die Fischbrühe riecht zunächst sehr stark nach Fisch, schmeckt am Anfang auch danach, was aber an der Konzentration liegt. Ansonsten ist Dashi fast geschmacksneutral.
Ansonsten gehört zu dem Gericht Hühnchenfleisch, Frühlingszwiebeln, Eier und Noriblätter. Da ich aber nirgends Frühlingszwiebeln bekomme, habe ich diese einfach durch Lauchzwiebeln ersetzt. Natürlich ist dieses Gericht unheimlich wandelbar. Ob Tofu, Rind, Schwein oder andere Fleischsorten. Allerdings würde ich bei ähnlichem Gemüse bleiben und das Ganze nicht zu sehr überladen.
Das Gericht ist sehr mild. Wer erwartet, dass die japanische Küche mit kräftigen Gewürzen auffährt, irrt. Diese Gerichte sind, für unseren Gaumen, eher lasch gewürzt. Allerdings legt die japanische Küche mehr Wert darauf die frischen Zutaten als solche herauszuschmecken, als sie mit unnötigen Gewürzen zu überlagern. Dennoch kann man nachwürzen, wenn es einem so gar nicht zusagt.
Ich war zunächst skeptisch ob die Soße meinem Mann schmecken würde, da ich die Rohfassung ohne Huhn, Lauchzwiebeln und Ei probiert habe und der Geschmack schon wirklich sehr anders war. Doch wenn alle Komponenten aufeinander treffen, schmeckt es wirklich super. Die Noriblätter werden übrigens in Streifen geschnitten und als Deko darauf verteilt. Sie haben einen sehr starken fischigen Eigenschmack. Wer sie nicht mag, kann diese auch weglassen.
Gegessen wird eigentlich mit Stäbchen, wer darin nicht so geübt ist oder ungeduldig wird, kann natürlich auch einen Löffel nehmen. Mein Mann fragte mich nach wenigen Versuchen, ob er sich nicht einen Löffel holen dürfe. Ich bin froh, dass er diese Ernährungsumstellung überhaupt mitmacht und verzeihe ihm gerne, dass er statt zu Stäbchen, doch lieber zum Löffel greift ;)
Für alle, die dieses Gericht gerne nachkochen möchten, ist hier das Rezept:
Zum Reis muss ich allerdings erwähnen, dass sich dieser enorm von dem unterscheidet, der uns sonst angeboten wird. Es handelt sich hier um Klebereis, der durch seine klebrigen Eigenschaften überhaupt erst dazu geeignet ist, mit Stäbchen gegessen zu werden. Ich empfehle einen Reiskocher. Man hat weniger Arbeit und der Reis gart perfekt und wird auch noch warm gehalten. Aber Vorsicht! Nehmt lieber weniger Reis. Diese Sorte stopft enorm!
Während wir nach normalen Gerichten mit Reis oftmals nicht satt waren, sind wir teilweise nach einer Müslischale (Bild) schon so pappsatt, dass gar nichts mehr geht. Den Reis wegzuschmeißen ist wirklich eine Schande, da er auch nicht gerade billig ist. Für zwei Personen verwende ich ungefähr 3 Becher Reis. Der Becher war beim Reiskocher dabei und fasst ungefähr 140g. Man muss etwas rumprobieren und je nach Gericht die Reismenge anpassen.
Wir sind wirklich gute Esser und beim ersten Gericht, hatte ich 4 Becher Reis genommen, was viel zu viel war. Ich habe meine Schale Reis nicht mal geschafft, mein Mann 1 Schale und ein wenig von der zweiten Portion. Ebenso sind einige Gyoza übrig geblieben. Eine Gyoza-Packung enthält 24 Teigfladen, nur zur Orientierung.
Der sättigende Effekt hält auch wirklich sehr sehr lange an. Ich habe festgestellt, dass ich mittlerweile zwischen Hunger und Appetit unterscheiden kann. Mein Bauch ist voll und dennoch habe ich das Gefühl noch Hunger zu haben. Rieche ich aber nur an etwas essbarem, wird mir schon schlecht. Ich bin satt und habe lediglich nur noch Appetit, weiter zu essen. Selbst am nächsten Tag habe ich noch immer das Gefühl, satt zu sein.
Nachweislich ist die japanische Küche sehr gesund. Der Reis hält den Blutzuckerspiegel sehr lange konstant, sodass es nicht zu einer Heißhungerattacke kommt. Außerdem werden überwiegend pflanzliche Fette genutzt. Fleisch steht eher seltener auf dem Speiseplan, dafür viel Gemüse und Fisch, sowie Tofu.
Ich kann schon jetzt ein sehr positives Fazit ziehen. Obwohl es doch einiges an Schnibbelarbeit verlangt, lohnt sich das Ergebnis.
Ich fühle mich schon jetzt wohler, ausgeglichener und selbst morgens bin ich nicht mehr ganz so müde. Ich esse abends nicht mehr schwer und kann dadurch ruhiger schlafen. Das sind alles nur Vorteile.
Die Nachteile sind leider der teilweise recht hohe Aufwand beim Kochen und, dass ich meine Produkte bestellen muss. Außerdem sind die Preise doch recht abschreckend. Da man aber die Rechnung auf mehrere Wochen auslegen kann, hält sich das finanzielle in Grenzen. Der Sack Reis hat mich knapp 26 Euro gekostet. Dieser wird aber vermutlich auch einen ganzen Monat halten. Das macht ca. 6,50 Euro pro Woche. Alle Zutaten sind Grundzutaten, vergleichbar mit Salz, Pfeffer, Gemüsebrühe usw. Diese kaufen wir und nutzen sie über Wochen wenn nicht sogar Monate, bevor wir sie ersetzen. So gestaltet sich das auch hier mit Dashi, Mirin, Miso etc. Die weiteren frischen Zutaten wie Fleisch, Fisch und Gemüse halten sich preislich dann in Grenzen. Zum Glück gibt es so viele Gemüsesorten schon vorgeschnitten im TK-Regal. Das erspart Arbeit, ist teilweise gesünder und sogar günstiger.
Sooo viel Text aber es gibt eben viel zu erzählen xD
Ich werde in meinen weiteren Einträgen über die anderen Gerichte, die ich so zubereite, berichten und auch wie sich unsere Wahrnehmung verändert.
Stay Rock!